Ich wache auf in meinem super bequemen Nachtlager im Hotel NEOPLAN (Bus), ein strahlend blauer Himmel, die Wiesen mit Reif angezuckert, eine Fernsicht auf das Panorama des Pamir mit seinen 7-Tausendern, es riecht nach Kaffee und Frühstück … Ich wache auf, ohje nur geträumt, ich quäle mich aus dem engen Gang des Busses und meinem Schlafsack, im Bus nur noch 11 Grad, draußen -2, es schneit immer noch, das erhoffte Panorama blieb aus, ich bin ganz allein. Naja, Kaffee ist schnell gemacht, ein paar Waffeln reingetunkt, ‘ne Banane hinterher und fertig machen, um meine Leute aus ihren Häusern zu holen. Um sechs wollen wir auf der Piste sein, denn ein langer Tag steht bevor und ja, heute reisen wir in China ein.
Aber zuvor galt es von unserem Nachtquartier auf 3200 Meter noch einen Pass um die 3700 Meter zu erklimmen und der Schnee wurde immer mehr. Ohne unseren ortskundigen Fahrer im Führungsfahrzeug wären wir hier verloren. So etwas wie eine Strasse war für mich nicht immer erkennbar. Also dran bleiben und Spur folgen.
Wir sehen kleine Pferdeherden im Schnee und winzige Ansiedlungen der Nomaden. Uns wird hier ein recht hartes Leben der Menschen vor Augen geführt und wissen, dass sie dennoch ihr Land trotz der Gefahren lieben.
Nach etwa 1 Stunde Fahrt und etwa bei der 3000-Meter-Marke, jetzt bei Regen und 0 Grad, erreichen wir den ersten kirkisischen Grenzposten. Eine halbe Stunde später zog ich frech an einer kilometerlangen LKW-Schlange, die auf ihre Ausreise wahrscheinlich tagelang neben dem Stacheldrahtzaun zu Chine warten, vorbei und positionierte mich in erster Reihe vor dem Grenztor. Wir liegen super in der Zeit und ich habe den Ehrgeiz, entgegen den Erfahrungen der letzten Jahre Kashgar vor Mitternacht zu erreichen.
Wir sind noch auf 2870 Meter, inzwischen 8 Grad und die Sonne kämpft sich durch. Das schaffte uns noch ein paar Blicke auf die gewaltigen Berge. Der Grenzübergang dauerte zwar seine Zeit, lief aber für meine Erkenntnisse recht zügig und wir schafften es, den Grenzposten zu China noch vor deren Mittagspause (von 12 bis 16 Uhr) zu beanspruchen und begrüßten unsere neuen Guides Huan und Kun. Endlich in China ging es auf wesentlich entspannteren Strassen durch atemberaubende Landschaft und gemächlich bergab etwa 80 Kilometer zum eigentlichen Kontrollpunkt. Huan sagt, der Grenzübergang sei nur symbolisch, die eigentliche Kontrolle findet erst hier statt, wo auch unsere Busse vorerst abgestellt werden und wir mit chinesischen Bussen 10 Stunden nach Erreichen des ersten Grenztores die letzten 90 Kilometer bis Kashgar geshuttlet werden. Für mich war hier Feierabend und ich bequemte mich mit einem verdienten Bierchen hinter dem chinesischen Fahrer. Ach ja, mein Ehrgeiz: Aber das Team Hamburg mit Wolfgang als Reiseleiter und heute mich als Fahrer hatten es tatsächlich geschafft, um 22:15 Uhr, also weit vor Mitternacht, am Hotel in Kashgar anzukommen. Auch das Team Shanghai mit Daniel und Mateo an Bord, schafften es noch trotz einer zusätzlichen und aufhaltenden Verkehrskontrolle kurz vor Mitternacht zum Essen. Zum Vergleich war die Ankunft der Reisegesellschaften in den vergangen Jahren seit 2016 erst in den frühen Morgenstunden. Danke an die Disziplin und Geduld aller Reiseteilnehmer. Zufrieden, und erschöpfft freuten wir uns auf eine Dreifachübernachtung im Blue Radisson Hotel ***** .