Während die Teams der Reisegruppen heute die Sehenswürdigkeiten von Xi’an, wie die Terakkotta-Armee, eine muslimische Muschee im Stil eines Buddhistischen Tempel und den Basar besuchen, habe ich heute unseren Werkstatttermin. Am Morgen werde ich von Yin, einen eigens für mich engagierten Dolmetscher, abgeholt, um mit ihm und dem problembehafteten Bus in die Nachbarstadt von Xi’an zu einem MAN-Truckservice zu fahren. In mir steigt die Spannung, ob denn überhaupt die angeforderten Teile da sind und ob uns diese Werkstatt helfen kann. Nach 1,5 Stunden für etwa 65 Kilometer an der Werkstatt angekommen erfuhr ich erst einmal, dass die bestellten Teile auf Grund des schlechten Wetter von gestern erst morgen ankommen. Unsere neue AdBlue-Pumpe läge quasi noch in Shanghai. Da ich inzwischen auf alles gefasst bin, gebe ich mich gelassen und begann mit den Monteuren und unserem Laptop erst einmal auf Fehlersuche zu gehen. Vielleicht ist es ja doch noch irgendetwas anderes. Die Werkstatt hatte zwar keinen Rechner und entsprechende Anschlußkabel aber der Monteur kannte sich erstaunlich gut in der speziellen Diagnose-Software von MAN aus und stellte diese promt aug chinesische Sprache um. Ich konnte nur noch erahnen in welchem Modul er sich gerate tummelt. Es erreichte uns die Nachricht, dass unsere neue Pumpe in Shanghai inzwischen in das Flugzeug verladen wurde und eventuell am späten Nachmittag in der Werkstatt eintreffen könnte. Man informierte mich über den Preis, wonach ich mich gezwungen sah, erst einmal Christian, meinem Chef, aus dem Bett zu klingeln (6 Stunden Zeitunterschied), denn diesen Preis zu bezahlen, wollte ich nicht allein entscheiden. Zumal auf das Fahrzeug eine Garantie besteht. Später erfuhr ich, dass es lediglich eine Information ohne eigentliche Zahlungsaufforderung war.
Der chinesische Monteur war inzwischen in einem permanenten Kontakt mit einem Chef-Ingenieur in Peking, der sich per Live-View Zugang zu unserem Rechner verschaffte. Nach und nach wurden alle eventuell in Frage kommenden Fehlerquellen, wie zum Beispiel eine verstopfte Leitung oder die Qualität des zuletzt getankten AdBlue, geprüft. Inzwischen fuhr Yin mit mir noch in ein einheimisches Lokal zum Mittag. Es war lecker, aber nicht Touristentauglich. Wieder zurück hieß es dann nur noch auf das Ersatzteil zu warten, das aber noch 6 bis 7 Stunden dauern kann. Ich schaue auf die Uhr und auf die Öffnungszeiten der Werkstatt und bekomme meine Bedenken. Aber eine Wahl habe ich nicht und fahre mit einem PKW von der Werkstatt nach Xi’an, um wenigstens mit der Gruppe zum Abendessen gehen zu können. Pünktlich nach dem Essen ereilte mich die Info, dass das Teil nun in der Werkstatt ist. Ich fahre wieder fast 1,5 Stunden hin, es ist kurz nach 22 Uhr und die Jungs in der Werkstatt haben es schon eingebaut, befüllt und entlüftet und hingen über einen letzten Fehler, der eine reduzierte Leistung bescheinigt. Nach weiteren zwei Stunden entschied ich dann, das beruhen zu lassen und zum Hotel zufahren. Eine ideale Probefahrt und das System bei Betriebstemperatur noch einmal zu checken. Die Jungs von der Werkstatt ließen es sich nicht nehmen, mitzufahren, denn das mit der Betriebstemperatur wollten die mir nicht abkaufen. Irgendwann nach eins in der Nacht am Hotel angekommen bestätigte sich meine Vermutung und der Diagnosebericht zeigte nur noch grüne Balken und Häckchen.
Das war ein recht langer und nervenaufreibender Tag und die Jungs von der Werkstatt haben, obwohl sie noch nie mit so einem Bus zutun hatten ganze Arbeit geleistet. Unser Bus war natürlich für sie eine Erfahrung und somit auch Wert, bis in die Nacht mich zu unterstützen. Vielen Dank dafür. Kurz nach Drei falle ich glücklich ins Bett.